Der Name Warnemünde
Die Lage des Ostseebads Warnemünde in einem Flussmündungsgebiet hat dem hübschen Fischerörtchen seinen Namen gegeben. Warnemünde, historisch als Warnemunde (1252) und Wernemunde (1263) bezeugt, liegt am Breitling, dem verbreiterten Mündungsbecken des Flusses Warnow.
Das Gewässer, das nördlich von Parchim entspringt, ist erstmals 1160 als Warnou flumen und 1186 als aqua Warnow urkundlich erwähnt. Es gab nicht nur Warnemünde seinen Namen, sondern auch dem Örtchen Warnow (1230 Warnowe) im Kreis Güstrow. Der Gewässername wurde im Frühmittelalter von den hier ansässigen obodritischen Stämmen gebildet, die einen westslawischen Dialekt sprachen.
Motiv für die Namenbildung bildete offenbar die Fauna rund um die Warnow: slawisch varn(a) bedeutet 'Rabe, Krähe'. Das Auftreten dieses Vogels spielte auch für andere Namen mecklenburgischer Orte eine Rolle, etwa für Waren (Müritz), Fahren (Wismar) und Warnitz (Angermünde).
Willkommen
Historie
Diese Homepage dient der Erinnerung an vergangene Zeiten und an ein Fährschiff, das einst 'Der weisse Schwan der Ostsee' genannt wurde.
-
1963
Indienststellung, Jungfernfahrt und die erste Linientätigkeit
-
1964 - 1973
Sommer: Warnemünde - Gedser (DK), Winter: Sassnitz - Trelleborg (S)
-
1974 - 1990
Liniendienst und Geburtstag der Linie
-
1991 - 1995
Die Wende, das Ende der DDR und bald auch einer historischen Fährlinie
-
1996 - 1999
Die FS Warnemünde wird nach Italien verkauft und fährt unter neuer Flagge
-
2000 - 2003
Liniendienst, Schiffbruch, Bankrott, ...Verschrottung
1963
Am 23. Mai 1960 bestellte die Deutsche Reichsbahn ihren ersten Neubau bei dem VEB Schiffwerft "Neptun" in Rostock für die Linie Warnemünde - Gedser. Die Werft hatte nach dem Bau des Fährschiffs Sassnitz für die Königslinie als einizige Werft Erfahrung im Bau solcher Spezialschiffe. Die Bauzeit betrug 2 Jahre. Pünktlich zur Ostseewoche 1962 am 8. Juli 1962 erfolgte der Stapellauf. Lotte Ulbricht, Gattin des damaligen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht, ließ die Sektflasche am Bug des Schiffes mit dem Namen 'Warnemünde' zerschellen. So verließ der Rohbau ohne Bug und Heck unter den Augen vieler Rostocker und angereister Gäste das Trockendock und wurde an den Ausrüstungskai verbracht, wo der Innenausbau und Restarbeiten am Äußeren des Schiffes erfolgten. Die zehntägige Abnahmefahrt unter der Leitung von Kapitän Siegfried Schmidt erfolgte am 21. April 1963. In strahlendem Weiss, bis auf die schwarze Scheuerleiste und mit den schwarz-rot-goldenen Flügelrädern der Deutschen Reichsbahn an den Schornsteinen fuhr die Warnemünde hinaus auf See, zu ihrer ersten Reise.
Am 23. Mai 1963 wurde das Schiff übergeben und in den Dienst gestellt. Am 26. Mai 1963 um 13.05 Uhr hiess es "Leinen los". Unter Böllerschüssen verließ die Warnemünde die Hafeneinfahrt in Richtung Gedser, um sich dem dortigen Publikum vorzustellen welches sie bereits erwartete.
1964 - 1973
Von 1963 bis 1973 übernahm die Warnemünde im Winterfahrplan die Königslinie Sassnitz - Trelleborg. Hierfür erhielt die Fähre eine zusätzliche Heckklappe, da sie diese zum Anlegen in Trelleborg benötigte. Als besondere Ausführung erhielt die Warnemünde an der Steuerbordseite, zur Anpassung an die Fährbettbreite in Trelleborg hydraulisch ausfahrbare Scheuerleisten. Während der Einsatzzeit auf der Königslinie legte das Schiff die Strecke zwischen Sassnitz und Trelleborg 5.577 mal zurück. Kurz nach der Indienststellung 1964 wurden die Rettungsboote der Fähre aufgrund der verschärften Sicherheitsrichtilinien für den Fährverkehr und aus Modernisierungsgründen "erneuert". Sie waren nun nicht mehr weiss, sondern gemäss der Richtlinie orange. 1965 erfolgte die erste Werftzeit für die F.S. Warnemünde. Nicht nur die Farbe des Unterschiffs wechselte von weiss nach grün, auch der hintere Mast war nun bis zur Hälfte schwarz.
Der Einsatz der Warnemünde verlief nicht immer reibungslos. Auf dem Drehplatz vor Gedser brach 1965 durch einen Materialfehler die Backbordwelle, sodass einer der zwei Verstellpropeller versank. Er wurde später geborgen. Ab 1973 wurde die Warnemünde ganzjährig auf der Linie Warnemünde - Gedser eingesetzt. Im Mai 1977 beteiligte sich die Warnemünde unter der Führung des Kapitäns Breitsprecher an einer Suche nach einem in Seenot geratenen dänischen Fischkutter.
1974 - 1990
1974 steht eine Werftzeit auf dem Plan. Ein Austausch vieler Seewasser - Rohrleitungen musste vorgenommen werden. Hierfür legte eine Werft in Frederikshavn (Dänemark) das beste Angebot vor. (siehe Anekdoten).
Im Jahr 1978 stand die Warnemünde 15 Jahre im Dienst und die Linie Warnemünde - Gedser feierte ihren 75. Geburtstag. Zu dieser Zeit hatte die Warnemünde rund 19.000 Fahrten absolviert, 1.0 Millionen Passagiere, 230.000 Eisenbahnwaggons und 220.000 Kraftfahrzeuge transportiert.
1985 wird das Fährbett von Gedser grundüberholt. Für diese Zeit verkehrt die Fähre zwischen Warnemünde und Rodbyhavn (DK). Im Frühjahr 1987 schnuppert die Fähre erstmals Atlantikluft auf ihrer Reise in die Werft nach Haugesund (Norwegen). Durch die breiten Scheuerleisten wurde die Warnemünde ordentlich durchgerüttelt. Das Schiff war für den Einsatz in seichten Gewässern wie der Ostsee gebaut worden. Dennoch stampfte sie tapfer durch die kalte Nordsee und den Nordatlantik bis nach Haugesund in Nordnorwegen, wo sie in längerer Liegezeit für 1.7 Millionen Mark grundüberholt wurde. Die technische Ausstattung wie Navigation, Sicherheitstechnik und Steuerungen werden auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Auf jedem Schiff, das im Auftrag der ehemaligen DDR unterwegs war, gab es neben dem seefahrenden Personal eine Person, die aus politisch ambitionierten Gründen an Bord war, der Politoffizier. Dieser hatte die Aufgabe, die politische Korrektheit der Besatzung und aller Vorgänge an Bord zu überwachen und bei vermeintlichem Verstoß an die betreffenden Stellen Bericht zu erstatten.
Bis auf jene, die sich für diverse Privilegien mehr mit dem politischen System arrangierten als der normale DDR Bürger, war der Politoffizier eine Qual und eine Bürde. Im November 1989 fällt die Mauer, die DDR öffnet sich dem Westen. Die Linie erlebt einen Aufschwung. Jeder kann reisen wohin er möchte und sei es auch nur für eine kurze Fahrt nach Dänemark. Der Politoffizier wird abgeschafft. Für die Warnemünde ändert sich vorerst nichts.
1991 - 1995
Die neu gewonnene Freiheit der ehemailgen DDR Bürger schlägt sich auch im Fährverkehr nieder. Obgleich der Transport von Kraftfahrzeugen in den letzten Jahren des Bestehens der DDR zurückging, erlebt die Linie nun eine Renaissance. In unendlichen Menschenschlagen drängen die Leute an Bord um endlich das Niemansland zu betreten und in bis dahin unbekannte Länder reisen zu können. Die Tagesausflügler nach Gedser und Kopenhagen nehmen in den ersten Jahren kein Ende. Auch für die Besatzung der Warnemünde bricht eine neue Zeit an. Die "Unterdrückung" durch die Vorgaben, und die verlangte unbedingte politische Linientreue, ist vorbei. Es ist zu spüren, dass sich der grösste Teil der Besatzung nun von den politischen Zwängen frei fühlt.
Im Februar 1992 geht die Warnemünde wie jedes Jahr in die Werft. In der Flenderwerft in Lübeck wird das Schiff grundüberholt. Die Warnemünde bekommt ein neues Heck da das Fährbecken in Gedser für Heckanlieger umgebaut werden soll. Die vorherige Form des Hecks entsprach dem der Königslinie, nun bekam die Warnemünde ein Heck der 'Grossen Belt Form'. Während der Hafen in Gedser umgebaut wird, pendelt die Warnemünde von März bis April 1992 wieder zwischen Warnemünde und Rodbyhaven (DK). Danach trat sie ihren Dienst zwischen Warnemünde und Gedser an.
Am 25.10.1992 gegen 9.00 Uhr reisst es alle aus den Betten. Fast ungestoppt prallt die Warnemünde in das Fährbett in Warnemünde. An den Anlagen und am Schiff entsteht hoher Sachschaden Die Gesamtreparaturkosten des Schiffs belaufen sich auf 420.000 DM. Als Grund für die Kollision stellen sich später Reparaturarbeiten an der Maschine heraus. Nach diesem Desaster muss die Fähre für 2 Wochen in die Werft (siehe Anekdoten).
sich in den Jahren 1991 bis 1993 der Fährverkehr neu organisiert, wird aus der Deutschen Reichsbahn die Deutsche Bundesbahn. Im selben Atemzug wird die Deutsche Fährgesellschaft Ostsee gegründet, welche die Linien aus der ehemaligen DDR verwaltet. Die Schornsteine der Warnemünde erhalten nun eine neue Kennung, die der DFO. Am 01.Oktober 1993 feierte die Linie ihren 90igsten Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt hieß es seitens der Geschäftsführung der DFO, daß der Fährhafen Warnemünde auf lange Zeit hinaus bestehen bleiben und noch ausgebaut werden wird. Leider sah dies 2 Jahre später völlig anders aus. Das neue Fährterminal in Rostock erwieß sich als strategisch und infrastrukturell besser geeignet. Dadurch kam es im Januar 1994 zu der Entscheidung, dass die Linie Warnemünde - Gedser nur noch Reisezugwagen und Passagiere befördern soll.
Am 24. September 1995 heißt es zum letzten Mal "Leinen Los" für die Linie. Die Warnemünde lief um 12.00 Uhr Ortszeit zu ihrer letzten Fahrt nach Gedser aus. An Bord hatte sie einen Traditionszug, den legendären 'Stoltera - Express', sowie viele Repräsentanten der Presse und geladene Gäste. Nach Ihrer Rückkehr wurde sie im alten Fährbecken von Warnemünde aufgelegt. Als Auflieger wartete sie auf den Verkauf. Allen war bewusst, dass hiermit ein großes Stück Fährgeschichte des Ostseeraums zu Ende ging.
In ihrer langen 32 jährigen Dienstzeit für die Deutsche Reichsbahn und die DFO legte die Warnemünde über 1.7 Millionen Seemeilen zurück. Danke!
1996 - 1999
Am 30. Januar 1996 hat die DFO einen Käufer für den Auflieger FS Warnemünde gefunden. Die italienische Reederei TR.I.S. kauft das Schiff für umgerechnet 4,0 Millionen US$. Kurz nach dem Verkauf, am 02. Februar 1996, wird die Warnemünde nach Italien überführt. An Bord eine Crew italienischer Seeleute, die bislang keine wirklich grossen Reisen mit starkem Seegang und gehöriger Dünung hinter sich haben. In der Biskaya, die bekannt ist für ihr Temperament bei Wind und Sturm geht den Italienern die Luft aus. Aufgrund der desolaten Gesundheitslage der Mannschaft, inklusive des Kapitäns, wird der automatische Rudergänger (Autopilot) eingeschalten. Fast wäre es mitten in der Biskaya, auf einer am stärksten befahrenen Schifffahrtsroute weltweit, zum Crash gekommen. Nur dem Eingreifen von einem der zwei mitreisenden deutschen Seeleute (Hr. Genz, Hr. Wolf), der durch das Crash-Warnsignal der Radaranlage aufmerksam wurde, ist es zu verdanken, dass ein Schiffsunglück in letzter Minute verhindert werden konnte. Das entgegenkommende Schiff hatte das Wegerecht, welches die Vorfahrt auf Schifffahrtsstrassen regelt, und musste demnach den angelegten Kurs halten. (siehe Anekdoten)
Nach 18 Tagen erreicht das Schiff Saint Georgio in der Nähe von Genua, wo es in die Werft kommt und umgebaut wird. Die Warnemünde erhält einen neuen Anstrich, eine neue Kennung am Schornstein und einen neuen Namen. Im Innenbereich wurde alles so belassen. Die Bugklappe wurde verschweisst, hierfür hatte man keine Verwendung mehr. Das Heck wurde komplett umgestaltet und eine neue Heckklappe - zum direkten Anlegen an den Kai - montiert. Der Name Warnemünde wich dem Namen Admiral. Nun war die Fähre unter dem Namen M/F Admiral, Heimathafen Olbia (Sardinien), international registriert.
Einen kleinen Haken hatte die Sache mit dem neuen Namen. Der Schriftzug Warnemünde war 1962 mit 10mm starken Stahlplatten am Schiff angebracht worden, welche man nicht entfernt, sondern den neuen Namen nur darüber gemalt hatte. Wenn man nur halbwegs hinsah sah man, dass sie zwei Namen hatte, in roten Buchstaben Admiral und darunter für alle sichtbar, Warnemünde (siehe Foto).
Die mittlerweile alte Lady blieb bis zu ihrem Ende immer die Warnemünde.
2000 - 2003
Am 8. September 2000 erleidet das Schiff von Genua kommend vor dem Hafen von Palau (Sardinien) auf einer Sandbank Schiffbruch. Niemand der 280 Passagiere und der Besatzung an Bord kam zu Schaden. Dem Schiff jedoch entstand erheblicher Sachschaden. Am 09. September wird die Admiral, nachdem die Schweröltanks geleert worden sind, frei gezogen. Nun kamen die Passagiere, die in La Maddalena für die Dauer des "Wiederflottmachens" Unterkunft bezogen hatten, wieder an ihre PKWs und ihr Gepäck. Die M/F Admiral kommt in die Werft. Nach 6 Monaten Reparatur geht sie am 15. Juni 2001 wieder in den Liniendienst und verkehrt zwischen La Spezia und Palau. Hiervon sollte sich die Reederei nicht wieder erholen.
Am 08. Oktober 2002 geht die TR.I.S. in den Konkurs. Die 3 Auto- und Passagierfähren der Linie werden im Hafen von Genua vertäut. Für die M/F Admiral findet sich, nach ergebnoslosen Verhandlungen über die Reakivierung der Genua - Palau Linie, kein Käufer. Schliesslich soll sie zum Schrottpreis verkauft werden, 2.0 MIO US$ sind im Gespräch. Im Februar 2003 kauft die Abwrackwerft in Aliaga (Türkei) das Schiff für umgerechne 500T US$.
Am Haken eines Schleppers lief die alte Lady am 07. März 2003 zu ihrer letzten Reise aus. Da die Fähre keine Seeklasse (TÜV für Schiffe) mehr hatte, durfte sie nicht mehr betrieben werden. Diese letzte Reise dauerte 16 Tage. Am 23. März 2003 kam die M/F Admiral, alias F.S. Warnemünde, in Aliaga an und wurde am 28.03. auf den Strand gefahren. Was nun kam ist zu erahnen. Stück für Stück frassen sich die Schweissbrenner und Hydraulikscheren in das Schiff, bis nur noch ein kläglicher Rest dessen am Kai lag, was einst der stolze weisse Schwan der Ostsee gewesen war. Das Ende einer Ära und eines grossen Stücks Schifffahrtsgeschichte war geschrieben worden.
Die "Warnemünde" in Zahlen
1962
Stapellauf
136 M
Länge über alles
17 M
Breite
5 M
Tiefgang
9600 PS
Maschinenleistung
18 KN
Geschwindigkeit
21 KN
Geschwindigkeit (max.)
317 M
Gleislänge
3
Anzahl Gleise
31
Eisenbahnwagons
oder140
PKWs
800
Passagiere
4
Hauptmaschinen
4
Hilfsdiesel
2
Heckpropeller
1
Bugstrahlruder
Y3KB/DBFO/DHZB
Rufzeichen
VEB Schiffswerft
"Neptun" Rostock
Bauwerft
120/1068
Baunummer
4 Neunzylinder
4-Takt Dieselmotoren
VEB Maschinenbau Halberstadt
Antriebsmaschinen
Kontakt und Feeback
Hinterlasse hier eine Nachricht
Impressum
K. Brunzel, Lindau (B)
©: Piet Sinke, Jörg Luke, Scandlines, Fotograf Eschenburg W'mnde, Fam. Brunzel, u.v.a. (Vielen Dank!)
Sollten Sie eines Ihrer Fotos auf dieser Webseite vorfinden und Ihr Name hier nicht aufgelistet finden, nehmen Sie bitte Kontakt auf.
Galerie
Zu schade, um nicht gezeigt zu werden